Europa im Vergleich: Wer kauft und wer mietet?

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Nur knapp jeder zweite Deutsche besitzt ein Eigenheim. Weniger sind es europaweit nur in der Schweiz. In osteuropäischen Ländern sieht die Lage hingegen ganz anders aus, hier erwirbt man wesentlich häufiger eine Immobilie. Warum ticken Europäer in puncto Wohneigentum so unterschiedlich?

Eine niedrige Wohneigentumsquote scheint in allen deutschsprachigen Ländern verbreitet. Auch Österreich liegt mit 55 Prozent hinter dem Rest Europas. Schaut man in den Osten nach Kroatien, Ungarn oder Polen liegt der Anteil der Hausbesitzer bei weit über 80 Prozent. Spitzenreiter im europäischen Vergleich sind die Rumänen: Hier sind stolze 96 Prozent der Bevölkerung Eigenheimbesitzer. In Spanien und Italien sind es immerhin zirka 70 Prozent. Wohnt man im deutschsprachigen Raum also lieber zur Miete als in den eigenen vier Wänden? Keineswegs. Laut einer Umfrage des Nachrichtenmagazins Spiegel würden es rund 84 Prozent der Deutschen vorziehen, in einer eigenen Immobilie statt einer Mietwohnung zu leben.1 Wie kommt es also zu dieser Diskrepanz zwischen Wünschen und Realität?

Deutschland im Mietrausch

Die Gründe für den hohen Anteil an Mietern sind einerseits ökonomisch, andererseits kulturell und historisch bedingt. Nach Ende des zweiten Weltkrieges war in Deutschland beispielsweise ein Großteil des Wohnraumes zerstört. Mehreren Millionen Menschen fehlte es an einer richtigen Unterkunft. Um Abhilfe zu schaffen, investierte der Staat in den sozialen Wohnungsbau und machte es für Investoren attraktiv, zum Vermieter zu werden. In Spanien wurden im Gegensatz dazu die Mieten eingefroren und Mietverträge vererbt, sodass viel Geld in den Bau von Eigentumsimmobilien floss.

Die Begeisterung für den Hauskauf ist im deutschen Raum ein recht neues Phänomen. Mittlerweile gehört er aber zu den beliebtesten Anlageformen – nicht zuletzt dank der günstigen Zinskonditionen in der anhaltenden Niedrigzinsphase. Dass man gerne ein Haus hätte, heißt aber noch lange nicht, dass man sich dieses auch leisten kann. Vor allem in Schwarmstädten wie Berlin, München oder Köln schießen die Immobilienpreise immer weiter in die Höhe. Bei der Vergabe von Immobiliendarlehen sind deutsche Kreditinstitute zudem deutlich konservativer als in anderen Ländern. In den Vereinigten Staaten beispielsweise kommt man auch als Geringverdiener relativ leicht an einen sogenannten Subprime-Kredit. Ein gefährliches Spiel, denn diese Praktiken führten 2007 zur Finanzkrise.2

Ist kaufen wirklich besser als mieten?

Miete erscheint vielen als verlorenes Geld, welches einfach „weggewohnt“ wird. Zahlt man jedoch Monat für Monat einen Hauskredit ab, baut man Kapital in Form eines Eigenheimes auf. Diese Argumentation klingt zunächst logisch, ganz so einfach ist die Sache aber nicht. Die Miete sollte nämlich nicht mit der monatlichen Kreditrate verglichen werden, sondern mit den anfallenden Zinszahlungen. Der Tilgungsanteil der Kreditrate hingegen entspricht einer Sparleistung des Mieters, denn dieser hat die Möglichkeit, einen Teil seines Einkommens beiseitezulegen oder am Kapitalmarkt zu investieren. Miete und Sparleistung zusammen entsprechen also der monatlichen Kreditrate, sprich Zinsen und Tilgung. Zusätzlich muss ein Hausbesitzer auch Instandhaltungskosten seiner Immobilie mit einkalkulieren, die sonst der Vermieter übernimmt. Erst wenn man all diese Faktoren berücksichtigt, kann verglichen werden.

Eine Mietpreiserhöhung oder eine Kündigung wegen Eigenbedarfs hat ein Hausbesitzer natürlich nicht zu fürchten. Allerdings hat auch das Investieren in eine Immobilie einen gewissen Risikofaktor. Während ein Aktienanleger sein Risiko auf verschiedene Wertpapierformen streuen kann, setzt ein Hausbesitzer alles auf eine Karte – die Immobilie. Klettern die Preise weiter wie bisher, braucht man sich keine Sorgen zu machen. Eine Garantie gibt es dafür allerdings nicht.

Man sieht: Ob es günstiger ist zu kaufen oder zu mieten, ist von ganz unterschiedlichen Faktoren abhängig. Wer Unterstützung und Rat rund um Immobilienfragen benötigt, sollte sich auf jeden Fall an einen Finanzexperten wenden – unabhängig davon, in welchem europäischen Land man zuhause ist.

1spiegel.de
2sueddeutsche.de

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